Disposition der Gertrudisorgel (Weihe: 18.06.2023)
1. Manual Hauptwerk C-a3
Principal 8’ Concertflöte 8’ Dolce 8’ Octave 4’ Rohrflöte 4’ Superoctave 2’ Mixtur 3-4f 2’ Waldhorn 8’ Super I II-I III-I
Zimbelstern |
2. Manual Schwellwerk C-a3
Salicional 16’ Bordunalflöte 8’ Holzharmonika 8’ Viola di Gamba 8’ Vox Gertrudis 8’ ab c° Fugara 4’ Traversflöte 4’ Flautino 2’ Harmonia aeth. 3f 2 2/3’ Oboe 8’ Clarinette 8’ Tremulant III-II |
Pedal C-g1
Violonbass 16’ Subbass 16’ Violoncello 8’ (Extension) Gedacktbass 8’(Extension) Posaune 16’ I-P II-P II-P
3. Manual C-f3
Physharmonika 8’ |
Winddrü> Schwellwerk Bass: 70mm Diskant 70mm
Pedal: 92mm
Physharmonika: 70mm
Disposition: Adam Lenart, Marco Ellmer, Eckhard Isenberg OSV
Mensuren: Marco Ellmer
Intonation: Marco Ellmer, Maximilian Paroth
Eckdaten der neuen Gertrudisorgel
und
die Funktion einer Orgel
von Dr. Dirk van Betteray, Organist und Seelsorgebereichsmusiker
Die neue Gertrudisorgel ist 5,23 m breit, 7,75 m hoch, 2,56 m tief und wiegt 3.890 kg. Sie hat 1440 Pfeifen, verteilt auf Hauptwerk (580), Schwellwerk (742) und Pedal (118). Davon sind 1336 Pfeifen aus Metall und 104 aus Holz. Beim Orgelgehäuse wurde Eichenholz verwendet, es wurde aber ebenfalls Hochgebirgsfichte, Nussbaum und Ebenholz verbaut sowie an Metallen Stahl, Messing und Zinnlegierungen. Weil die Töne einer Orgel durch Luft (in der Fachsprache als Wind bezeichnet) erzeugt werden, gehört die Orgel zu den Aerophonen. Der Wind der Gertrudisorgel kommt aus einem Orgelgebläse mit einer Leistung von 35 m³/min. Zur Windanlage gehören 5 Faltenbälge mit expressivem, gestaffeltem Winddruck für die Manuale.
Diese Daten zeigen, was für eine großartige technische Leistung der Bau einer Orgel darstellt. Diese Technik ist die Grundlage dafür, dass eine Orgel Töne in ganz unterschiedlichen Klangfarben und Höhen erzeugen kann, von kaum noch für die Ohren wahrnehmbar in der Tiefe bis zu einem sehr hohen Piepsen. Für jeden Ton und jede Klangfarbe gibt es eine eigene Pfeife. Die Orgel ist das farbenreichste Instrument mit dem größten Tonumfang. Sie kann ein ganzes Orchester ersetzen. Deshalb schrieb kein Geringerer als Wolfgang Amadé Mozart seinem Vater in einem Brief: „Die orgl ist doch in meinen augen und ohren der könig aller instrumenten.“ (17.10.1777). Und der berühmte belgisch-französische Organist und Komponist César Franck sagte im 19. Jahrhundert über seine Orgel: „Mon orgue, c'est un orchestre.“ („Meine Orgel ist wie ein Orchester“).
Doch wie funktioniert nun dieses Wunderwerk?
Zunächst sehen wir die Pfeifen im Prospekt (dem äußeren Erscheinungsbild der Orgel). Das ist aber nur ein ganz kleiner Teil aller Orgelpfeifen, die hinter dem Prospekt im Orgelgehäuse stehen. Für jeden Ton gibt es eine eigene Pfeife: je kleiner die Pfeife, umso höher der Ton, je länger die Pfeife, umso tiefer der Ton. Das Material (Metall oder Holz) und die Bauweise der Pfeifen machen den Klang aus. Die meisten Pfeifen funktionieren nach dem System einer Blockflöte. Diese nennt man Labialpfeifen (= Lippenpfeifen). Bei anderen wird der Ton durch ein schwingendes Zungenblatt erzeugt wie bei einer Klarinette. Diese heißen Lingualpfeifen (= Zungenpfeifen). Pfeifen desselben Klangs sind zu Pfeifenreihen zusammengefasst, damit man in dieser Klangfarbe hohe und tiefe Töne erzeugen kann. Diese Pfeifenreihen nennt man Register. Die Gertrudisorgel hat 26 Register mit Zimbelstern und Physharmonika. Die Physharmonika, ist schon über 175 Jahre alt (1847), stammt aus einer Orgel aus Lambsheim (Pfalz) und wurde von dem berühmten deutschen Orgelbauer Eberhard Friedrich Walcker (Ludwigsburg) gebaut. Dieses Register stellt eine echte Besonderheit in unserer Orgel dar. Es ist eine Art Harmonium und besteht aus klingenden Zungenblättern. Dem deutsch-romantischen Klangideal Walckers ist darüber hinaus unsere ganze Orgel verpflichtet. Außerdem gibt es in unserer Orgel einen Zimbelstern aus kleinen Glöckchen als Sonderregister. Damit man den Klang der Pfeifen lauter und leiser werden lassen kann, stehen die Pfeifen des Schwellwerks in einem geschlossenen Kasten, der nach vorne hin Lamellen hat, die vom Organisten beim Spiel mit einem Fußtritt stufenlos geöffnet und geschlossen werden können.
Der Spieltisch ist der Arbeitsplatz des Organisten bzw. der Organistin. Bei der Gertrudisorgel ist dieser freistehend und mit wunderschönen Schnitzereien verziert, z.B. mit mehreren Mäusedarstellungen, die auf die Pfarrpatronin unserer Kirche, die Hl. Gertrud, hinweisen. Vom Spieltisch aus werden die Pfeifen angesteuert. Vor sich hat der Organist Tasten wie bei einem Klavier, nur dass unsere Orgel drei Tastenreihen übereinander hat. Diese nennt man
Manuale (in Morsbach jeweils mit 58 Noten von C bis a3). Außerdem gibt es noch eine Tastenreihe für die Füße (Pedal, in Morsbach mit 32 Noten von C bis g1). Bei unserer Orgel geschieht die Verbindung von Taste zur Pfeife (Spieltraktur) in den Manualen mechanisch durch viele kleine Holzabstrakten, Winkel und Wellen, im Pedal elektrisch wie die Steuerung der Register (Registertraktur). Das ermöglicht viele Spielhilfen, z.B. die Voreinstellungen für Registrierungen, wie man die Einstellung der Register für ein Kirchenlied, ein Orgelwerk oder einen Teil davon nennt.
Die UNESCO hat Orgelbau und Orgelmusik 2017 in die immaterielle Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Deutschland ist das Land mit der weltweit größten Dichte an Orgeln. Die neue Orgel in St. Gertrud ist für unsere ganze Region und darüber hinaus eine nicht alltägliche Zeugin dieses Erbes. Möge sie uns und nachfolgende Generationen erfreuen und zur größeren Ehre Gottes erklingen!